Mantra Chanten

Die frühesten Hinweise auf Mantras finden sich im Rig Veda, einem der ältesten heiligen Texte, der über 2000 v. Chr. datiert wird. Mantras wurden ursprünglich von alten Weisen verwendet, um eine Verbindung zum Göttlichen und zum kosmischen Bewusstsein herzustellen. Die Weisheit, die sie erlangten, wurde dann der allgemeinen Bevölkerung durch Lieder und Mantras vermittelt.

Im Buddhismus gilt Klang als heilig. Der vietnamesische buddhistische Zen-Meister Thich Nhat Hanh erklärt, dass Chanten den Praktizierenden hilft, zu ihrem tiefsten Selbst zurückzukehren, was Achtsamkeit und spirituelles Bewusstsein fördert.

Interessanterweise haben alle Kulturen weltweit etwas Ähnliches wie eine Mantra-Praxis. Obwohl das Mantra Chanten oft mit dem Hinduismus und damit auch mit Yoga verbunden wird, ist das Chanten älter als die hinduistische Tradition. Tatsächlich lässt sich die Verwendung von Gesängen oder Liedern, um Spiritualität oder göttliche Erfahrungen mit dem täglichen Leben zu verflechten, bis zu den frühesten indigenen Völkern der Welt zurückverfolgen. Solche Gesänge sind tief in Ritualen und Zeremonien verwurzelt und bilden das Rückgrat dieser indigenen Kulturen.

In den verschiedenen Stämmen der australischen Aborigines haben Gesänge zum Beispiel unterschiedliche Zwecke. Einige erzählen Geschichten über die Traumzeit und darüber, wie die Welt für diesen Stamm entstanden ist. Sie liefern wichtige kulturelle Informationen über Werte und Glauben und verbinden den Stamm mit der umgebenden Landschaft.

Andere Gesänge, bekannt als Songlines, ähneln modernen Karten. Sie enthalten Informationen über bedeutende Sehenswürdigkeiten, helfen den Reisenden, weite Gebiete zu durchqueren, und müssen in einer bestimmten Reihenfolge gesungen werden, damit der Reisende sein Ziel erreicht. In anderen Kulturen wie beispielsweise den Mbuti in Afrika, werden Gesänge zu medizinischen Zwecken verwendet und sind ebenfalls tief in das tägliche Leben integriert.

Reduziert Stress und Angst: Chanten kann die Cortisolspiegel, das Hauptstresshormon des Körpers senken. Durch die Stimulation des Vagusnervs kann das Chanten und Tönen das parasympathische Nervensystem aktivieren, was dir hilft, dich zu beruhigen und im Moment mehr Leichtigkeit zu finden.

Hebt die Stimmung: Chanten hat das Potenzial, die Stimmung zu heben und Angstzustände zu lindern, indem es die Aktivität im limbischen System, dem Zentrum der Emotionen, reguliert.

Verbessert die kognitive Funktion: Chanten kann die Dichte der grauen Substanz im Gehirn in Bereichen erhöhen, die mit Gedächtnis, emotionaler Regulierung und Entscheidungsfindung verbunden sind, was zu verbesserter Konzentration, Aufmerksamkeit und emotionaler Stabilität führt.

Fördert Heilung: Einige Studien legen nahe, dass die Vibrationen des Chantens physische Heilungseffekte haben können, Entspannung fördern und Symptome verschiedener Erkrankungen reduzieren.

Fördert das Gefühl der Einheit: Das Chanten im Einklang mit anderen kann ein starkes Gefühl der Verbundenheit und Einheit erzeugen und dir das Gefühl geben, Teil eines größeren Ganzen zu sein.

Eine Mantra-Chanting-Praxis zu beginnen, kann einfach und lohnend sein.

Hier sind einige Schritte, die dir den Einstieg erleichtern:

Wähle dein Mantra: Wähle ein Mantra, das mit dir in Resonanz steht. Beispiele für kraftvolle Sanskrit-Mantras sind „Om,“ „Om Namah Shivaya“ und „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.“

Setze deine Intention: Kläre die Absicht hinter deiner Chanting-Praxis. Ob zur Stressbewältigung, für mentale Klarheit oder zur spirituellen Verbindung – eine klare Intention wird deine Praxis leiten und dich motiviert halten.

Mach es dir bequem: Finde eine Position, die sich für dich richtig anfühlt. Du kannst im Schneidersitz sitzen oder einen gemütlichen Platz auf einem Stuhl finden.

Atemarbeit: Richte beim Einatmen deine Aufmerksamkeit auf den Fluss und die Qualität deines Atems. Lass deinen Atem deine Aufmerksamkeit nach innen lenken. Atme sanft ein, du kannst dabei deine Hand auf deine Brust legen, dann halte kurz inne und atme sehr langsam durch den Mund aus.

Beginne zu chanten: Beginne dein gewähltes Mantra leise zu chanten, konzentriere dich auf die Aussprache und den Rhythmus. Du könntest das Chanting leise beginnen und dann die Lautstärke erhöhen, bevor du wieder leiser wirst oder das Mantra still wiederholen.

Verwende eine Mala oder einen Rosenkranz: Falls du es hilfreich findest, benutze eine Mala (eine Kette mit 108 Perlen) oder einen Rosenkranz, um deine Chants zu zählen. Während du das Mantra wiederholst, lenke die Energie deines Mantras in die Perle. Wenn du zur nächsten Wiederholung übergehst, lasse deine Finger sanft von einer Perle zur nächsten gleiten.

Bleibe konsequent: Regelmäßige Praxis ist entscheidend. Versuche, jeden Tag Zeit dafür einzuplanen, auch wenn es nur 5 Minuten sind. Jede kleine Einheit hilft dir, dich mehr und mehr mit der Energie des Mantras zu verbinden, das du chantest.

Morgenpraxis: Starte deinen Tag mit einer kurzen Chanting-Session, um eine positive Stimmung zu setzen und deinen Geist zu klären, was den Weg für einen erfolgreichen Tag ebnet.

Während der Meditation: Integriere Mantra Chanten in deine Meditationspraxis, um deinen Fokus zu vertiefen und das meditative Erlebnis zu verbessern.

In stressigen Momenten: Nutze das Chanten als Methode, um deinen Geist zu beruhigen und Stress abzubauen, wenn du mit schwierigen Situationen konfrontiert bist.

Vor dem Schlafengehen: Integriere Chanten in deine nächtliche Routine, um Geist und Körper zu entspannen und einen erholsamen Schlaf zu fördern.

Gruppensitzungen: Schließe dich einer Chanting-Gruppe an oder besuche Kirtan-Sitzungen, um die kollektive Energie und Unterstützung des Chantens mit anderen zu erleben.

Dr. Gemma Perry, eine Forscherin, die sich auf die psychologischen Auswirkungen des Mantra Chantens spezialisiert hat, hebt einige faszinierende Aspekte dieser Praxis hervor. Laut Dr. Perry können bereits kurze Chanten-Sitzungen zu tiefgreifenden Veränderungen im Bewusstsein führen, wie der Auflösung des Egos und mystischen Erfahrungen.

Diese Zustände können Freundlichkeit und Altruismus fördern, da sich die Menschen tiefer mit anderen und der Welt um sie herum verbunden fühlen. Dr. Perry betont auch die Bedeutung von Beständigkeit und Disziplin in der Chanting-Praxis. Ob du alleine oder in einer Gruppe chantest, der Schlüssel liegt darin, eine regelmäßige Routine beizubehalten und sich auf deine Intention zu konzentrieren.

Die psychologischen und physiologischen Vorteile des Chantens, wie reduzierte Cortisolspiegel und verbesserte soziale Verbindungen können bereits in nur zehn Minuten täglicher Praxis erfahren werden. Egal, ob du ein erfahrener Praktizierender bist oder gerade erst anfängst, denke daran, dass Chanten eine Reise des kontinuierlichen Lernens und der Selbstentdeckung ist.